“ Heute gehe ich nicht nach Hause“, dachte Rolf. In seiner Schultasche war das
Ungluck:eine Vier in der Mathematik. Eine Vier in Mathe, das
sind mindestens drei Wochen Hausarrest. Rolf hatte
sein Zimmer,es war sein Gefangnis.Bis auf sechs Groschen hatte Rolf sein letztesTaschen- geld fur Eis und Limonade ausgegeben. Da sah
er das gelbe Telefonhauschen. Manchmal, zu Hause, wenn
die Eltern nicht mit ihm sprachen, kam er auf die merkwurdigsten Ideen. Er
wahlte einfach irgendeine Nummer und lauschte der
Stimme am anderen Ende, dann legte er wortlos den Horer wieder auf.
Rolf
stand nun in dem Hauschen und wollte wieder eine
Stimme horen. Alle moglichen Nummern starrten ihn an. Reklame fur eine Tanzschule,
eine Telefonnummer fur Taxi und eine Nummer fur das Sorgentelefon. Rolf wunderte sich. Sorgentelefon?
„Mal sehen, was die fur Sor-gen haben“, flusterte er, nahm den Horer in die
Hand und wahlte. Es klingelte zweimal, eine mannliche
Stimme meldete sich: “Sorgentelefon fur Kinder und Jugendliche“. Rolf fiel vor
Schreck der Horer aus der Hand.
Er wahlte erneut. Dann war
sie wieder da, diese Stimme. „Hallo, wer bist du,
melde dich“, sagte die Stimme. „Nee“, sagte Rolf.
„Dann eben, nicht!“ war die Antwort am anderen Ende undplotzlich
fragte die fremde Stimme:“ Wie geht es dir?“ Rolf
schwieg. „Willst du dich mit mir unterhalten?“ „Warum sollte ich?“ murmelte er.
„Ha, warum eigentlich“, antwortete die Stimme am anderen Ende, „dann leg doch
den Horer wieder auf.“ Aber Rolf legte den Horer nicht
wie-der auf. Irgendwas hinderte ihn, den Typ am anderen Ende einfach
abzuhangen.“Ich muss jetzt Schluss machen“, sagte Rolf.
„Okay“, antwortete die Stimme, „wenn du Lust hast, kannst du ja mal wieder
anrufen“.